Ein paar Fragen an: Christine
Mit Christine hat sich der concentus21 den langjährigen Wunsch erfüllen können, eine aus dem Orchester stammende Konzertmeisterin zu haben. Dabei ist das eine Funktion, die auch Profis oft überfordert. Und Christine übernimmt noch so einige Aufgaben „nebenbei“, trotz ihres anstrengenden Hauptberufs als COO bei WorkHeld. Jedenfalls kann und mag sich jetzt niemand mehr eine andere Lösung auf dem „Hauptsitz“ der ersten Violinen mehr vorstellen.
Die folgenden Fragen sollen etwas Licht in diese bemerkenswerte Laufbahn bringen:
Name: Christine
Instrument: Violine
Funktion im Orchester: Konzertmeisterin
Was waren Deine musikalischen Erfahrungen als Kind? Und wie war Dein Weg zur Geige?
Ich hab eigentlich Musik gemacht seit ich denken kann. Ich hab im Kindergarten schon gerne gesungen und hab mir jedes Kinderinstrument gewünscht, dass man sich vorstellen kann. Mit 5 Jahren durfte ich dann endlich in die musikalische Früherziehung. Danach kam erstmal die Blockflöte. Ich hatte eine tolle Lehrerin und war sehr traurig, als sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr unterrichten konnte. Als meine Eltern dann gefragt haben, ob ich nicht ein anderes Instrument lernen möchte, muss ich wohl sehr überzeugend gewesen sein in meinem Wunsch nach einer Geige, denn ich hab dann mit 9 Jahren mit dem Geigenunterricht begonnen.
Die Musik war für mich immer wichtig und ich habe meine ganze Schulzeit über im Chor gesungen und in verschiedenen Ensembles gespielt, auch weiterhin mit der Blockflöte, aber vor allem mit der Geige. Als ich 15 war, wurde ich dann Mitglied im Orchester der Musikfreunde Eppingen und seither hat mich die Orchestermusik nicht mehr losgelassen.
Welche musikalischen Vorbilder hast Du und warum?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt so viele großartige Künstler, und es sind nicht immer nur die großen Stars, die inspirieren. Wenn ich aus der großen Masse der Geiger und Geigerinnen zwei nennen soll, dann ist es zum einen Anne-Sophie Mutter, da sie zu der Zeit, als ich anfing Geige zu spielen in Deutschland sehr präsent war. Zum anderen ist es heute Maxim Vengerov, dessen Interpretationen mir häufig am besten gefallen und der auf Instagram tolle Videos vom Musikmachen mit seinen Töchtern postet.
Was reizt Dich am Orchesterspielen?
Im Orchester zu sitzen und zu hören, was für ein Klang entsteht, wenn je nach Stück zwischen 30 und 50 Musikerinnen und Musiker auf einmal los spielen, fasziniert mich immer wieder. Aus all den verschiedenen Individuen mit ihren Stärken und Schwächen wird dann ein Klangkörper mit einem gemeinsamen Ziel, nämlich schöne Musik zu machen. Das ist nicht nur reizvoll, wenn wir nach monatelangem Proben ein Konzert geben, sondern es macht auch die Proben zu einem Erlebnis. Ich freue mich jede Woche auf die Probe am Montagabend. Dass Corona bedingt im Moment keine Proben und Konzerte stattfinden, schmerzt mich sehr und ich vermisse die Musik und meine Orchesterkolleginnen und -kollegen.
Was macht für Dich den Concentus21 aus?
Es gibt viele Dinge, die den Concentus21 speziell machen. Was glaube ich jeder schnell merkt, ist die Leidenschaft mit der unser Dirigent das Orchester leitet. Ein weiterer Punkt ist die gute Stimmung im Orchester, die sicher auch daher rührt, dass es bei uns vor Allem um das gemeinsame Musikmachen geht und nicht um einen Wettbewerb um die besten Plätze.
Wie hast Du die Bitte erlebt, als Konzertmeisterin zu wirken? Und wie geht es Dir derzeit damit?
Um ehrlich zu sein war ich unglaublich überrascht. Ich hatte knappe 18 Jahre nicht viel Musik gemacht, weil zuerst das Studium und dann die Arbeit dem ganzen etwas im Weg standen. Als ich dann nach Wien kam, hatte ich beschlossen wieder Unterricht zu nehmen (wo, wenn nicht in Wien 😉) und es irgendwie hin zu bekommen mit dem Üben. Das hat dann so gut funktioniert, dass ich in den Concentus21 eintreten konnte.
Die Frage, ob ich Konzertmeisterin werden möchte, kam dann im Vorfeld des zweiten Konzerts, bei dem ich mitgewirkt habe. Nachdem wir uns darauf geeinigt hatten, wann ich übernehmen würde, hab ich dann erstmal ganz viel geübt und versucht, mich vorzubereiten. Auch mein Lehrer Tudor Andrei hat mir dabei geholfen und mir sehr geduldig meine Fragen beantwortet (er ist übrigens auf dem Beitragsbild neben mir zu sehen). Am Anfang war natürlich alles neu und ich war durchaus auch unsicher, aber unser Dirigent Herbert hat mich immer unterstützt und auch aus dem Orchester kam viel positives Feedback. Mittlerweile fühle ich mich in meiner Rolle ganz wohl und hab natürlich auch eine gewisse Routine entwickelt.
Was war Dein bisher schönster Moment / Konzert mit dem Concentus21?
Schwer zu sagen. Irgendwie ist jedes Konzert auf seine eigene Art speziell und schön. Toll sind natürlich die außergewöhnlichen Projekte, wie zum Beispiel die österreichische Uraufführung der Loewe Symphonie. Nicht nur ist die Symphonie absolut hörenswert und der Lorely Saal in dem das Konzert stattfand, eine Augenweide, sondern die Vorbereitung war auch besonders lang und intensiv, weil zunächst das Notenmaterial hergestellt werden musste. Wenn man dann auf der Bühne sitzt und der Tag der Aufführung endlich da ist, ist das ein ganz großartiges Gefühl.
Welches Stück würdest Du gerne mal zur Aufführung bringen?
Das ist keine einfache Frage, weil es so viele tolle Stücke quer durch die Epochen gibt. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es jedoch ganz sicher Beethovens 7. Symphonie.
Was wünscht Du dem Orchester für die Zukunft?
Durch die Corona Pandemie ist die Orchesterarbeit im Moment etwas schwieriger als sonst und es ist sehr herausfordernd bis unmöglich Konzerte zu organisieren. Insofern wünsche ich mir, wie sicherlich viele Menschen, dass wir bald wieder zu etwas mehr Normalität zurückkehren können und freue mich schon jetzt auf den Moment, wenn wir das erste Mal wieder auftreten.
Das Interview führte unsere Obfrau Cornelia.
Eine Kostprobe von Christines Können findet ihr übrigens in unserer Zusammenstellung „Hausmusik im Lockdown“.